Die Bildstabilisierung dient dazu, Verwacklungsunschärfen zu vermeiden. Diese entstehen bei längeren Belichtungszeiten. Beim Fotografieren ohne Bildstabilisierung aus der Hand ergibt sich die Faustformel:
Längste verwacklungssichere Belichtungszeit in Sekunden = 1 / Brennweite des Objektivs
Bei einem 50mm-Objektiv ergibt sich also eine maximale Belichtungszeit von 1/50 Sekunde. Beim einem 500mm-Teleobjektiv ist bereits 1/500s erforderlich.
Je länger die Brennweite, desto kürzer muss die Belichtungszeit sein, um Bilder ohne Verwacklungsunschärfe zu erzielen.
Optischer Bildstabilisator OIS
Viele Canon RF-, RF-S, EF, EF-S- und EF-M-Objektive für EOS Kameras verfügen über eine optische Bildstabilisierung, den Optical Image Stabilizer (OIS). Diese Objektive sind am Kürzel "IS" in der Objektivbezeichung zu erkennen.
Es gibt für die Bildstabilisierung eine spezielle Linsengruppe, die durch Bewegen der Linsen das Bildzittern ausgleicht. Bei fast allen Objektiven ist es die 2-Achsen-Stabilisierung (Schwenken/Neigen bzw. Pitch/Yaw), die für Objekte in der Ferne zuständig ist. Es kommen unterschiedliche Konstruktionen zum Einsatz. Bei allen IS-Bildstabilisatoren gibt es eine Ruheposition, die erst nach ca. 1 Sekunde nach Loslassen des Auslösers (bei DSLR) angefahren wird. Alle aktuellen Systeme erkennen automatisch die Verwendung eines Stativs.
Bei der EOS R Serie muss der Bildstabilisator vor dem Objektivwechsel deaktiviert werden (z.B. über eine individuelle Tastenbelegung) oder die Kamera ausgeschaltet werden. Wird das IS-Objektiv von der Kamera abgenommen, bevor der IS in Ruheposition ist, kann es zu Beschädigungen des IS-Systems kommen.
Kamerainterne Bildstabilisierung
Die EOS R Kameras (Ausnahme EOS R5 C) verfügen über eine Stabilisierung des Bildsensors im Kameragehäuse (In Body Stabilisation, kurz IBIS). Kamerabewegungen werden durch eine entsprechende Gegenbewegung des Sensors auf mehreren Bewegungsachsen kompensiert.
Koordinierter IS
RF-Objektive mit IS ermöglichen in Kombination mit einer R-System-Kamera mit IBIS den so genannten „koordinierten IS“: Die Foto-Stabilisierung für entfernte Objekte beider Systeme ergänzen sich auf bis zu 8 Stufen. Der IBIS ergänzt zudem die Stabilisierung auf alle 5 Achsen.
Bei einem Objektiv mit 50mm Brennweite ergibt sich so eine beeindruckende längste Belichtungszeit von bis vier Sekunden aus der Hand. Beim 500mm-Teleobjektiv kann mit einer koordinierten Bildstabilisierung von acht Stufen eine Belichtungszeit von bis zu 1/2 Sekunde gehalten werden.