Die Magie der Blauen Stunde
Der Begriff „Blaue Stunde“ bezieht sich auf die besondere Färbung des Himmels während der Zeit der Dämmerung nach Sonnenuntergang und vor Eintritt der nächtlichen Dunkelheit. Die bläuliche Färbung ist auch während der Morgendämmerung zu sehen, das Blau des Himmels hat dann aber eine andere spektrale Zusammensetzung, da es auf eine andere physikalische Ursache als bei Tage zurückzuführen ist.
Besonders im Winter, wenn es sehr kalt ist, sind die Farben oft unglaublich intensiv. Aber auch in der restlichen Zeit des Jahres, oft nach einem Regenschauer, finden sich tolle Lichtstimmungen zur Blauen Stunde am Himmel. Spiegelungen im Wasser gelingen naturgemäß am besten bei Windstille.
Was macht den visuellen Reiz der Blauen Stunde aus? Der blaue Himmel hat zu dieser Zeit ungefähr dieselbe Helligkeit wie das künstliche, gelbliche Licht von Gebäude- und Straßenbeleuchtungen. Gelb und Blau sind zudem Komplementärfarben, die einen starken Kontrast bilden und uns Menschen besonders ansprechen. In Mitteleuropa dauert die Blaue Stunde zwischen 30 und 50 Minuten. Eine wesentliche Rolle für die Lande der Dämmerung spielt der Breitengrad bei der Länge der Dämmerung. In den Tropen dauert die Blaue Stunde 20 Minuten, während der „weißen Nächte“ sogar fünf Stunden. An den Erdpolen dauert die blaue Stunde (theoretisch) sogar zwei Wochen.
Die Blaue Stunde fotografieren
Technisch gesehen ist das Fotografieren der Blauen Stunde einfach: Ich verwende das Aufnahmeprogramm „Av“ (Blende wird vorgewählt, Belichtungszeit bestimmt die Kamera automatisch oder A und stelle die ISO-Empfindlichkeit auf einen Wert von ISO 200 bis ISO 800 ein. Als Objektivblende wähle ich f11 oder f16 ab. Bei Kameras mit APS-C Sensor reicht es, wenn du auf f 11 abblendest. Vorsicht ist geboten, wenn du die Blende zu weit schließt: Sensorflecken, Schmutz und Lenseflares werden ab Blende 16 sehr stark sichtbar. Die Verschlusszeit wird dann im Av (A) Modus von der Kamera bestimmt.
Wird die Verschlusszeit zu lange, kannst du den ISO-Wert erhöhen. Bei der Belichtung unbedingt darauf achten, dass die Lichter nicht zu hell werden. „Ausgefressenen Stellen“ können später nicht mehr korrigiert werden. Blende das Histogramm der Kamera im Wiedergabemodus ein, um überbelichtete Bereiche anzuzeigen, es darf nicht über den rechten Rand hinausgehen. Auch bei der Fotografie der Blauen Stunde gilt: „Expose to the right“ (Belichte auf die rechte Seite des Histogramms). Bei Unterbelichtung beginnen die dunklen Bildteile später zu rauschen.
Bei Motiven mit sehr hohen Kontrastumfang nehme ich häufig mehrere Bilder auf und kombiniere diese später in der Bildbearbeitung zu einem HDR (High Dynamic Range) Bild. Auch die HDR-Funktionen der EOS Kameras sind hier eine große Hilfe. Bei vielen EOS Modellen werden die unterschiedlichen Belichtungen zusätzlich separat gespeichert, so hat man ein fertiges HDR und kann später die einzelnen Bilder noch am Computer optimieren.